JEFFREY LEWIS AND THE JUNKYARD (USA)


Comiczeichner, Erzähler tragisch-komischer Geschichten, aber eben auch: Garage-Blues-Folk-Rock-Singer-Songwriter. Das sind so die Koordinaten der Jeff Lewis’schen Tätigkeitsfelder,einem der Legenden der Antifolk Bewegung. Neben Touren mit Stephen Malkmus und Jarvis Cocker schrieb er in der jüngeren Vergangenheit auch Blogs für die New York Times und verfasste eine illustrierte Biographie von Barack Obama. Wenn ihr nun meint, Antifolk sei out, habt ihr Recht..einerseits, andererseits gibt es aber Leute wie Jeffrey, die mit ihren Alben das Gegentei beweisen. Sehr schön beschreibt das der Rezensent, der letzten Jeffrey Lewis Platte. Lest selbst:
Adam Green? Vergessen. Antifolk? Versandet. Mal ehrlich: Im Jahre 2011 ist doch nichts so sehr 2003 wie Songs von übellaunigen Slackern, die das Leben trostlos und ihr Schicksal trübe finden. Der gestrandete Jeffrey Lewis, der seit Jahr und Tag im New Yorker East Village krude Comics malt und verstimmte Songs komponiert, lässt sich davon nicht beirren. Dem Zeitgeist trotzend stöpselt er seine Gitarre ins nächstbeste Aufnahmegerät, um seine schlechte Laune und seinen nölenden Sarkasmus der Welt immer wieder aufs Auge zu drücken. Was für ein Glück.

Man weiß es zwar nicht so genau, aber das aktuelle Album dürfte die 18. eigenständige Langspielplatte des 35-Jährigen sein. Ein erstaunlicher Output, aber auch ein gefährlicher Tatbestand. Da passt auf knapp 50 Minuten schon mal ein seltsam rumpelndes Rap-Stück über Moskitos, oder ein Song, der kein Song ist, sondern Stille. Doch sind das nur die verschmitzten Ausreißer auf dieser neuen Platte, die vor allem sehr zurückgelehnt ist, und die The Velvet Underground ebenso huldigt wie Daniel Johnston oder Sonic Youth.

Der eigene Sound, den Lewis in all den Jahren perfektioniert hat, wird zwar stetig varriiert, dessen Kern bildet jedoch immer wieder die brüchige Stimme, die sich über schief gezupfte Gitarrenakkorde setzt und von einem dünnen Schlagzeug begleitet wird. Dabei springen unwiderstehliche Melodien raus, etwa dann, wenn Lewis im Stile der Beach Boys mit Männerchor und Walking Bass in „How can it be“ musiziert und sich über verschmähte Liebe beschwert. Bei all der Jammerei, diesem grandiosen Lamentieren, wird die ironische Distanz zu seinen Texten dennoch stets bewahrt.

„Krongu green slime“, das zentrale Stück des Albums, kommt beinahe wie ein verschütteter Dylan-Song daher, im traditionellen Storyteller-Folk, wenn da nicht diese seltsame, entrückte Geschichte wäre, die über sechs Minuten ausgebreitet wird. Ein melancholisches Stück, das den Charakter des kurzweiligen „A turn in the dream-songs“ bestimmt. Man möchte lachen, weinen, die Wand anstarren, fremde Menschen umarmen. Jeffrey Lewis hat hier ein krudes, entrücktes, phantasievolles Album entworfen. Und das im besten Sinne aller Worte.


http://www.youtube.com/watch?v=BP0dIl1E-yY&feature=related

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