CHRISTIAN KJELLVANDER (SWE)


Jetzt aber! Nach der Absage im Frühjahr kommt er jetzt halt im Sommer. Im Gepäck: seine Frau, seine Kinder und seine Songs. Und mit denen (den Songs) erscheint er nun im Swamp:
Christian Kjellvander verbrachte den größten Teil der letzten Jahre damit, Geschichten aufzuspüren.
Geschichten von der Straße, dem Land, der Stadt und der See. Umfassende Tourneen zum ”I Saw
Her From Here/I Saw Here From Her”-Album führten ihn an fantastische Orte und zu fantastischen
Menschen. Zwei Jahre lang tourte er mit Band und/oder seiner Familie per Boot, Bus, Bahn und Auto
durch die feinsten Konzertsäle, Wohnzimmer und Hausgärten nordamerikanischer und europäischer
Musik-Enthusiasten und spielte sogar auf Pariser Hochhausdächern.
Christian reist ganz im Stile des modernen Bluesmannes – er selbst drückt es so aus: “It’s the only
thing, besides family and friends, worth living for. And a good song can be done anywhere, anyhow.”
Als er von einer dreimonatigen Tour durch Nordamerika zurückkehrte, war Christians Stimmung so
zwiespältig wie nie zuvor. In einer E-Mail berichtete er von wunderschönen Orten, tollen Leuten –
geistreich und warmherzig –, aber eben auch von seiner Verzweiflung, wie die Welt um ihn herum
aussah und über die Richtung, die diese und er selbst eingeschlagen hatten.
Der stetige Anstieg, Fluch und Zwang des Konsums, der ewig währende Kampf für mehr Freizeit, die
nicht enden wollende Gier nach neuen Erlebnissen… und die vielfältigen anderen Sorgen, die einen
Menschen wirklich runterziehen können. Christian wollte ein paar Monate mit seinen Hunden in einem
Zelt leben. Er sagte, er müsse weg, um sich den Dreck der rauen Welt abwaschen zu können.
Soweit ich weiß, verbrachte er keine Nacht im besagten Zelt. Dennoch, die Abgeschiedenheit fand er
in einem kleinen Haus auf dem Lande. Neue Stücke kamen langsam zu ihm. Monate auf dem Land
sind so wie lange Autofahrten: sie machen etwas mit dir. Man bewegt sich, ohne sich zu bewegen.
Augen geradeaus, und der Geist ist auf Wanderschaft. Sich Dinge wieder ins Gedächtnis rufen,
anders ausdrücken, erkennen.
Ich sehe Christians Alben nicht mehr wie einzelne Inseln. Es ist mehr so, als ob er an einem Buch
schreibt, wo jeder Song ein neues Kapitel darstellt. Weder er noch irgendjemand anderes kann sagen,
wie und wo das alles enden wird, aber der “Plot” verdichtet sich von Lied zu Lied, von Album zu
Album.
Dieses Album ist weit mehr als eine Ansammlung aufbereiteter Lieder auf Band. Entledigt von allem,
was nicht notwendig ist, sind es Momente, die festgehalten werden – mit Bedacht live mit Band in fünf
Tagen eingespielt. “With today’s computer-aged recording technology anyone can be the Beatles –
the hard part is being the Velvet Underground. Records are not, nor should they be, produced as
anything more or less than documents of time”, meint Christian. Das Album wurde im Rynge Castle
aufgenommen, eigentlich nur eine Scheune an einem Haus in einem kleinen Dorf an einer Bahnlinie.
Dies ist ganz nah dran am “Zuhause”. Dies ist ganz nah dran an Christian Kjellvander, 2011.
Manche mögen sagen, dies sei ein Schritt zurück für Christian, manche mögen meinen, es ist ein
großer Schritt voran. Aus des Künstlers Perspektive ist und war es der einzig lohnenswerte Weg.

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