GALLON DRUNK (UK) im SLOW CLUB


Müsste eigentlich im Swamp stattfinden, schliesslich sind Gallon Drunk d i e Vertreter des SWAMP-ROCK. Düster, schleppend, dann wieder treibend und heiss. Aber Montag, da heisst es Rücksicht nehmen auf die Nachbarn, und ausserdem ist der Slow Club der geradezu ideale, na sagen wir mal, Vertretungsort. Über Gallon Drunk braucht man nimmer viel schreiben, die Band ist eine Legende. Neues Album ist auch raus, und der Spiegel trifft das album und die Musik der Band auf den Punkt.

Von hier an düster, natürlich. Für Männer wie Link Wray, Jeffrey Lee Pierce, Nick Cave, Jon Spencer, Mark Lanegan oder James Johnston gab und gibt es dieses flüchtige Trend-Gehubere und Zeitgeist-Getüftel nicht, mit dem sich das Rockkritiker-Pack (Verfasser eingeschlossen) wichtig machen will. Es gibt nur dieses Jucken, das nicht aufhören will, der kalte Schweiß, wenn nachts um drei die Luft zu stehen scheint und der Zigarettenrauch zusammen mit dem letzten Drink im Hals stecken bleibt: „The air was heavy, you could cut it with a knife“, so beschreibt das Johnston, Chef der britischen Band Gallon Drunk in „Holding On“. Und das Wunder der Musik ist, dass so ein Satz nicht wie eine Phrase klingt, wenn er knurrend in die stickige Hitze gesungen wird. Der Blues erlebt gerade kein Comeback mit den Black Keys und Jack White, er war immer da. Generationen von Getriebenen haben sich ihm hingegeben, haben sich Erlösung von 12 Takten Musik erhofft, haben gehofft, dass das Jucken aufhörte, der Schlaf zurückkehren würde. Aber es wurde nur noch schlimmer: „You saved me, but it wasn’t enough“. Die Musik, die Gallon Drunk auf ihrem siebten Album seit 1992 mit fiebriger Hingabe zelebrieren, ist der Blues in seiner von Punk und Südstaaten-Rock infizierten Form, den Morphine einst in Zeitlupe erstarren ließen. In Gallon Drunk hingegen ist noch punch, da tobt noch Wutgebräu in den ausgemergelten Körpern. Die dunkel dräuenden Saxophon-Sounds von Terry Edwards treiben Johnstons Gitarren- und Orgel-Spiel in unsicheres Terrain, eine ewige Nachtlandschaft voll alkoholtrunkener Dämonen, über die das Schicksal mit schweren Schlägen herrscht. „It feels like a thousand years, it feels like a million miles“, so beschreibt Johnston im Titelstück von „The Road Gets Darker From Here“ den Marsch durch das Wasteland. Trotzig, gegen den Sog der Verzweiflung anbrüllend, wie es nur ein echter Bluesmann kann: „Falling slowly into nothing“. Oh, sweet oblivion.

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